Die Gemeinde der Sophienkirche im 19. und 20. Jahrhundert

Sophien.Innen.Heute.Dia Mit der Abtrennung der vorstädtisch-proletarischen Bezirke in den 1830er-Jahren und dem Entstehen der Metropole wurde Sophien zu einer innerstädtischen und "altehrwürdigen" Gemeinde.

Mit dem Ausbau der Friedrich-Wilhelm-Stadt (westlich der Friedrichstraße) machten sich 1856 noch einmal zwei Abspaltungen von der Sophiengemeinde notwendig: St. Philippus-Apostel-Gemeinde und St. Johannes-Evangelist-Gemeinde. (Letztere wurde 1961 wieder mit der Sophiengemeinde vereinigt, im Jahr 2000 schlossen sich die Gemeindebezirke St. Philippus-Apostel und Sophien der inzwischen entstandenen Großgemeinde Sophien an.)

1884 richtete die Sophiengemeinde eine "Kinderbewahranstalt" ein, welche als Kindertagesstätte Sophien bis heute besteht. Diakonischen Aufgaben und dem sich wandelnden Gemeindeverständnis entsprach auch der Bau des Gemeindehauses Große Hamburger Str. 28 in den Jahren 1900/1901. Wenig später entstanden die Häuser an der auf den Kirchturm zuführenden Privatstraße. Bis dahin war die Kirche nur von der Sophienstraße aus zu erreichen.

Die Haltung der Sophiengemeinde in der Zeit des "Kirchenkampfes" 1933 und unter dem Nationalsozialismus war unentschieden (wie in den meisten Berliner Gemeinden). Festmachen lässt sich dies an der Haltung der Pfarrer. Der bereits betagte Ferdinand Vogel zählte zur Bekennenden Kirche (sein Sohn zu deren führenden Vertretern) ebenso Pfarrer Gerlach, während der Konsistorialrat Fahrland wohl schon wegen seiner Position in der oberen Behörde ein Vertreter der Deutschen Christen war.

1945 war die Sophienkirche eines der wenigen nutzbaren Gotteshäuser in der Innenstadt. Sie wurde so zum Ort vieler übergemeindlicher Veranstaltungen und diente u.a. den Universitätsgottesdiensten. Anders als in anderen Zentrumsbereichen kam es in ihrem Gemeindebezirk nicht zu Flächensanierungen, so dass auch in der DDR eine relativ traditionelle Gemeindestruktur bewahrt blieb.

Im Juni 1989 versammelte sich eine Protestdemonstration gegen die offensichtliche Fälschung der Wahlergebnisse in der Sophienkirche; auch in den folgenden bewegten Monaten blieb die Kirche offen für alle, welche Bürgerrechte und Freiheit einforderten.

Die Lage der Kirche auf einer Google-Map / Satellitenansicht

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