Die neue Golgatha-Kirche

Die Kapelle in der Borsigstr. 6 bot bereits nach kurzer Zeit wegen weiter ansteigender Gemeindegliederzahlen nicht mehr ausreichend Raum. Ein neues Kirchengebäude sollte errichtet werden.

Nach langen Verhandlungen über einen neuen Bauplatz einigte man sich darauf, die Kapelle abzureißen und an gleicher Stelle eine neue Kirche zu erbauen. 1897 wurde vor ihrem Abriss der Schlussgottesdienst in der Kapelle gehalten, um im folgenden Jahr die Grundsteinlegung für den neuen Kirchenbau zu feiern, was zu einem Volksfest für das ganze Viertel wurde.

Einweihung Golgathakirche Nach zwei Jahren Bauzeit wurde die Golgatha-Kirche am 29. August 1900 feierlich eingeweiht - unter Beteiligung herausragender Vertreter von ‚Thron und Altar'. Kaiserin Auguste Viktoria schenkte der Gemeinde zur Einweihung ihrer neuen Kirche eine kostbare Altarbibel.

Das Centralblatt der Bauverwaltung, Nr. 20 (1900) beschrieb die nach Entwürfen von Spitta und Wilde errichtete Golgathakirche wie folgt (S. 424):

"Der mit einem Kostenaufwande von 276630 Mark hergestellte Neubau […] ist in einfacher, an mittelalterliche Vorbilder sich anlehnender märkischer Backstein-Architektur gehalten: er ist ein Centralbau mit kurzem Langschiff, schmalen Kreuzflügeln und geradem Chorschluss. Der Thurm ist seitlich gestellt, die Sacristei neben dem Chor. Außer den eigentlichen Kirchenräumen, die 1000 Sitzplätze enthalten, befindet sich im Erdgeschoss ein Sitzungs- und Versammlungssaal und über diesem in zwei Geschossen je ein Confirmandensaal. Die obersten Thurmgeschosse sind für Büchereizwecke und dergleichen ausgenutzt. […] Das Aeußere ist in allen Theilen streng und schlicht gehalten; nur das Hauptportal ist durch Maßwerkfüllungen, zu Theil auf Goldmosaik, und durch reicheres Schmiedewerk ausgezeichnet. Die Wände und Gewölbe des Innern sind im Schiffe in einfacher, im Chorraum reicher durch sinnvolle Malereien geschmückt […]. Einen herrlichen Schmuck hat die Kirche durch die Stiftung prachtvoller Verglasungen erhalten […]. Besonders schön ist […] die Chorrose, in deren Mitte - ein kreisförmiges Oberlicht von fünf Meter Durchmesser - das Brustbild des segnenden Heilandes, umgeben von acht musicierenden Engeln, dargestellt ist. […] Die Nordempore trägt die mächtige, von Sauer in Frankfurt a. M. gebaute Orgel. […] An der rechten Chorseite ist der […] gemeißelte Taufstein aufgestellt, der eine […] reich in Bronce und Silber getriebene Schüssel enthält. Links steht die aus Eichenholz in frühgotischen Formen geschnitzte Kanzel, deren durchbrochener Fries einen Steinfeiler ummantelt. Künstlerisch von besonderer Bedeutung ist der Altar: über einem einfach gehaltenen Unterbau aus röthlichem Sandstein erhebt sich ein prächtiger, reich vergoldeter […] in Eichenholz geschnitzter Aufbau, der als Hauptbild die […] in satten Farben und realistischer Auffassung ausgeführte Kreuzigung Christi umschließt, darunter als Predellen drei kleinere Bilder…"

Die so beschriebene Kirche diente der Golgatha-Gemeinde bis zur Nacht zum Totensonntag 1943 unversehrt als Gottesdienstraum.

 

Die Lage der Kirche auf einer Google-Map / Satellitenansicht

360Grad-Ansichten

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